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Optimismus in bedrohlicher Situation, Schlafmangel & hoher Medienkonsum


Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der in Deutschland Befragten beurteilen die Corona-Pandemie als Herausforderung, sind jedoch optimistisch, dass die Situation gelöst werden kann. Trotz des positiv gestimmten Blicks in die Zukunft, im Hier und Jetzt empfinden 48 Prozent der Studienteilnehmer die Situation als Bedrohung, 40 Prozent bewerten die Zeit der Ausgangsbeschränkungen zumindest als Belastung. So lauten die ersten vorläufigen, wissenschaftlich begründeten Ergebnisse der international angelegten Corona-Studie unter Leitung der Akademie für Arbeitsgesundheit der DPFA-Weiterbildung GmbH. Eine Teilnahme ist weiterhin möglich.

Das Ausfüllen des Fragebogens dauert etwa 90 Minuten. Der opulente Umfang ist jedoch nötig, um wissenschaftlich begründete Ergebnisse zur psychischen Verfassung der Bevölkerung generieren zu können. Screenshot: DPFA
Das Ausfüllen des Fragebogens dauert etwa 90 Minuten. Der opulente Umfang ist jedoch nötig, um wissenschaftlich begründete Ergebnisse zur psychischen Verfassung der Bevölkerung generieren zu können. Screenshot: DPFA

Innerhalb einer Woche hatten bereits 600 Menschen weltweit teilgenommen, darunter mehr als 200 Personen in Deutschland. „Wir geben den Leuten während der Krise eine Stimme, sich zur Situation zu äußern. Damit ist die Studie eine wertvolle Dokumentation und Hilfe, sowohl für gesellschaftliche Verantwortungsträger als auch für Betroffene. Die Ergebnisse dienen dazu, Handlungsstrategien in dieser globalen Krise zu entwickeln und zu überdenken“, so Prof. Dr. Marcus Stück, wissenschaftlicher Leiter der DPFA-Akademie für Arbeitsgesundheit (AfAG) und hauptverantwortlich für die Studie.

Die Befragten vermissen während der Ausgangsbeschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie vor allem Umarmungen. Grafik: DPFA
Die Befragten vermissen während der Ausgangsbeschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie vor allem Umarmungen. Grafik: DPFA

Mangel an Körperkontakt & Schlaf

Bezüglich des Körperkontakts fehlen den Teilnehmern Umarmungen (66 Prozent), tägliche Treffen mit anderen (56 Prozent), Hände schütteln (31 Prozent) und Augenkontakt (29 Prozent). Die Corona-Krise wirkt sich auch auf den Schlaf der Befragten aus. So bewerten 42 Prozent der Studienteilnehmer ihre Schlafqualität seit den Beschränkungen des öffentlichen Lebens als mittelmäßig bis schlecht, 30 Prozent schlafen nach ihrem Empfinden zumindest punktuell zu wenig. 43 Prozent sind mit der Arbeitssituation unzufrieden, vor allem in den Bereichen der Kurzarbeit und der Arbeitsbedingungen. Auch im Homeoffice liegen - bei paralleler Kinderbetreuung und Haushaltsversorgung - die größten Überlastungspotenziale.

Hohe Mediennutzung

Etwa zwei Drittel (65 Prozent) informieren sich mehrmals am Tag in den Medien. Die wichtigsten Kanäle sind Internet (87 Prozent), Radio/TV (72 Prozent) und Arbeitsstelle bzw. Regierungserklärungen (52 Prozent), gefolgt von Facebook/Twitter (40 Prozent). Gut ein Drittel (35 Prozent) nutzt Zeitungen/Magazine sowie den mündlichen Austausch zur Informationsbeschaffung.

Internet, TV und Radio sind die wichtigsten Kanäle, um sich über Corona zu informieren. Grafik: DPFA
Internet, TV und Radio sind die wichtigsten Kanäle, um sich über Corona zu informieren. Grafik: DPFA

Traumatisierungsgrad der Bevölkerung noch unklar

Die ersten Ergebnisse zeigen bisher keine flächendeckende Traumatisierung ganzer Bevölkerungsschichten. Um hier valide Erkenntnisse zu gewinnen, erhalten die Studienteilnehmer im Nachgang regelmäßig einen kurzen Verlaufsfragebogen. Auch zeigt sich in der ersten Stichprobe, dass eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent der Befragten der Auffassung ist, dass das Leben nach der Krise ein anderes sein wird. Die Teilnehmer geben an, dass sie einen Wandel - bezogen auf die Digitalisierung, Arbeitszeitmodelle, den Wert der Partnerschaft und sozialer Kontakte sowie das Verhältnis zur Natur - erwarten. Details sind jedoch auch hier erst nach Auswertung der Verlaufsfragebögen möglich.

Ziel der Studie

Die Feststellung individueller Bewältigungsstrategien in dieser globalen Krise ist Ziel der Studie. Die Wissenschaftler erhoffen sich Antworten darauf, welche Auswirkungen die Corona-Krise im internationalen Vergleich auf Kinder, Erwachsene, die Arbeitswelt und das tägliche Leben haben. Des Weiteren soll die Studie Aufschluss darüber geben, ob die Krisenerlebnisse persönliche Reifungsprozesse nach sich ziehen oder eine veränderte Wertestruktur erzeugen.

Weltweite Kooperationen

Die AfAG kooperiert bei der international angelegten Studie mit Psychologen, Medizinern und Biologen an sieben Universitäten weltweit. Neben der Universität Leipzig sind Hochschulen in Indonesien, Iran, Mexiko, Polen, Portugal und Sri Lanka beteiligt. Weitere außeruniversitäre Einrichtungen führen die Studie u.a. in Australien, Italien, Südafrika und der USA durch.

Zur Methodik

Die Studie »Psychologische Bewältigung, Möglichkeiten der Krisen-Intervention und Nachbetreuung in Unternehmen und Institutionen für Erwachsene, Familien und Kinder« unter Leitung der DPFA-Akademie für Arbeitsgesundheit plant, dass Teilnehmer nach Beantwortung des umfassenden Fragenkatalogs alle zehn Tage einen kurzen Verlaufsfragebogen ausfüllen. Dies dient dazu, mögliche Veränderungen während der Krise zu erkennen. Im Nachgang ist eine erneute Befragung geplant, um Vergleiche während und nach der Ausnahmesituation ziehen zu können. Auch ein internationaler Vergleich wird angestrebt. Die Teilnahme ist für jeden möglich.

 

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