Interview: Die häufigsten Stressfaktoren am Arbeitsplatz
Das Wort „Stress“ erzeugt bei Google derzeit über eine Milliarde Treffer. Ist Stress mittlerweile Normalität? Wir fragen den Stressforscher Prof. Dr. Marcus Stück, welche Ursachen es gibt und was sowohl Mitarbeiter als auch Chefs für ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld tun können.

DPFA-Website-Managerin Bianca Kother im Interview mit Prof. Dr. Stück über ein gesundes Miteinander im Job.
Herr Professor Stück, welche Aspekte sind Ihrer Meinung am stärksten für Stress am Arbeitsplatz verantwortlich?
Professor Stück: Mangelnde Sinnhaftigkeit sowie Selbstfürsorge. Menschen sind glücklich am Arbeitsplatz, wenn sie das tun, wozu sie sich berufen fühlen und wenn ihnen ihre Tätigkeit sinnvoll erscheint. Arbeitnehmer, die Stress empfinden, sorgen zudem häufig nicht genug für ihre eigene Selbstregulation. Im Moment leben wir in einer Kultur, in der Menschen ausgepresst werden; in wenig Zeit möglichst viel und effizient arbeiten, für möglichst wenig Geld. Doch es liegt in der Verantwortung eines Jeden selbst, sich aus diesen Abhängigkeiten zu lösen und für sich einzustehen; die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren, trotz der Angst dafür sanktioniert zu werden.
Wer also als Chef gesunde Mitarbeiter haben möchte, muss sich auf Gegenwind einstellen?
Professor Stück: Nur, wenn er oder sie ein Arbeitsumfeld bietet, was Stress aktiviert. In Unternehmen, Behörden oder pädagogischen Einrichtungen, wo jeder Mitarbeiter durch seine Führungskraft wahrgenommen wird, es eine ehrliche wechselseitige Kommunikation und Wertschätzung gibt und die Mitarbeiter Vertrauen in ihren Chef haben, ist Stress kein omnipräsentes Thema mehr.
Welche Mittel gibt es, damit Unternehmen den Status quo der Mitarbeitergesundheit erfassen und dann auch verbessern können?
Professor Stück: Ein sinnvoller Start sind psychische Gefährdungsbeurteilungen, die neben Umgebungsfaktoren am Arbeitsplatz, wie Lärm und Licht auch die psychischen und physischen Ressourcen der Belegschaft analysieren. Gesundheit wird von innen heraus entwickelt, nicht von außen. Arbeitnehmer müssen befähigt werden, für ihre eigene Gesundheit zu sorgen, Dinge konkret wahrzunehmen und anzusprechen. Unsere Befragungen und Messungen in Firmen und öffentlichen Institutionen zeigen, ob Mitarbeiter einen Mangel an Selbstfürsorge haben, wie die Arbeitsbedingungen im jeweiligen Team wahrgenommen werden und wie groß das Vertrauen in die Führungskraft ist. Aus all diesen Elementen erarbeiten wir dann bedarfsorientierte Interventionsmaßnahmen. Denn gesunde Mitarbeiter führen zu erfolgreichen Unternehmen.
Sie wollen gesunde und motivierte Mitarbeiter?